In den ersten Stunden haben sich Millionen bei der Twitter-Alternative Threads angemeldet. In Deutschland ist sie nicht verfügbar, man kommt aber trotzdem rein.

(Bild: BongkarnGraphic/Shutterstock.com/heise online)

Threads von Meta hat innerhalb weniger Stunden mehr als 10 Millionen Nutzer und Nutzerinnen angelockt und ist inzwischen sicher die größte Twitter-Alternative. Dabei ist die App auch laut Instagram-Chef Adam Mosseri überhaupt nicht fertig, seine häufigste Antwort auf Fragen zu erwünschten Funktionen ist, dass das „auf der Liste“ stünde. Zur Einführung ist die App in 100 Staaten verfügbar, die EU bleibt wegen „regulatorischer Hürden“ aber bislang außen vor.

Trotzdem kann man sie auch hierzulande ausprobieren, unter Android lädt man dazu die APK-Datei aus dem Internet und installiert sie. Dazu muss man vorübergehend die Sicherheitseinstellungen ändern, die können dann aber wieder auf den vorherigen Stand gebracht werden. Automatische Updates gibt es dann nicht und Vorsicht, ein Account in Threads lässt sich nur löschen, wenn gleichzeitig das Instagram-Konto gelöscht wird. Ansonsten gibt es nur die Option, ihn – vorübergehend – zu deaktivieren.

Keine chronologische Timeline

Auffallend ist vor allem der besonders simple Anmeldungsprozess, der zum immens raschen Wachstum beitragen dürfte. Hat man einen Instagram-Account, kann man den dort hinterlegten Nutzernamen und das Profilbild nach dem ersten Start der App übernehmen und direkt geht es los. Einstellen lässt sich noch, ob man ein öffentliches oder privates Profil anlegen will. Mit ersterem sollen auch Accounts außerhalb von Threads interagieren können, dabei geht es um die angekündigte Verbindung zum Fediverse und Mastodon. Dann wird man dort angelegten Accounts folgen und mit deren Beiträgen interagieren können, auch in die andere Richtung wird das möglich sein. Schließlich wählt man noch aus, welchen Accounts von Nutzern man folgen will, mit denen man dort bereits verbunden ist.

Danach landet man direkt in der prall gefüllten algorithmischen Timeline, eine chronologische beziehungsweise eine nur für Inhalte von Accounts, denen man folgt, gibt es bislang nicht – sie soll aber wohl kommen. Die soll laut Mosseri aber kommen. Man habe sich nicht darauf fokussiert, weil die am Anfang sowieso erst einmal leer ist. Threads wirkt dadurch enorm voll und auffallend ist vor allem, wie viele Promis, Medien und US-Politiker dort bereits posten. Neben den üblichen Willkommensgrüßen wird die Timeline von Memes zu Twitter und Elon Musk sowie von Mark Zuckerbergs regelmäßigen Zahlen zum Wachstum der App dominiert. Accounts kann man direkt folgen, Beiträge können geteilt, geliked und außerhalb der Plattform verteilt werden – auffallend ist ein eigener Button, mit dem ein Post getwittert werden kann.

Die Suche in Threads ist zum Anfang noch rudimentärer, als die viel kritisierte auf Mastodon. Finden lassen sich damit ausschließlich Accounts, keine Beiträge oder Hashtags. Letztere sind deswegen bislang überhaupt keine Hilfe und auf der größten Twitter-Alternative auffällig abwesend. Es kann eingestellt werden, wer Beiträge zu sehen bekommt, die sollen nach der angekündigten Anbindung vor dem Fediverse versteckt werden können. Nachträglich bearbeiten kann man Beiträge – anders als auf Mastodon und bei Twitter Blue – nicht, unklar ist, ob diese Möglichkeit kommen soll. Beiträge lassen sich aber bereits um Fotos und Videos ergänzen. Von Werbung ist bislang nichts zu sehen.

Unsicherheit auf Mastodon, Trotz bei Elon Musk

Während Thread zur Einführung vor allem von der immensen Nutzerzahl auf Instagram und einer verbreiteten Unzufriedenheit mit Twitter profitiert, ist die lange versprochene Anbindung an das Fediverse bislang nicht umgesetzt. Die soll aber kommen, hat Mosseri erneut versichert. Threads würde damit direkt zum mit Abstand größten Teil des Netzwerks aus unterschiedlichen Diensten, das bislang von Mastodon dominiert wird. Wenn es so weit ist, dürfte man Accounts auf Threads aus Mastodon & Co. heraus folgen und mit ihnen interagieren können. Mosseri hat noch versichert, dass Nutzer und Nutzerinnen später Threads verlassen und ihre Followerschaft mitnehmen können sollen. Mastodon-Gründer Eugen Rochko füllt sich durch den Schritt bestätigt und spricht von einem klaren Sieg.

Abgesehen davon ist das Stimmungsbild auf Mastodon gespalten. Während ein Teil der dort aktiven Community die angekündigte Anbindung von Threads begrüßt und das damit verbundene Wachstum des Fediverse hinaus gutheißt, gibt es einen deutlich lauteren Teil, der das komplett anders sieht. Eine ganze Reihe von Mastodon-Servern hat bereits angekündigt, Threads komplett blockieren zu wollen. Kritisiert wird vor allem der Umgang von Meta mit dem Datenschutz, verbreitet ist aber auch die Befürchtung, dass der neue Dienst Mastodon und das Fediverse regelrecht erdrücken könnte. Rochko sieht das anders. Twitter-Eigentümer Elon Musk meint derweil, dass es besser sei, dort von Fremden attackiert zu werden, als auf Instagram falsche Fröhlichkeit verbreiten zu müssen.

Quelle: https://www.heise.de/hintergrund/Threads-von-Meta-So-funktioniert-die-jetzt-schon-groesste-Twitter-Alternative-9208704.html