Threads gilt als Twitter-Alternative – aber nur für Beauty, Musik, Sport und Entertainment. Politik lohne den Aufwand nicht, sagt der Chef.

(Bild: Meta)

Threads von Meta wird als aussichtsreicher Kandidat gehandelt, wenn es darum geht, eine Nachfolge für Twitter zu finden. Statt Elon Musk säße dann Mark Zuckerberg am Steuer. Direkt verantwortlich für die an Instagram geknüpfte App ist allerdings Adam Mosseri. Und der hat in einer Fragerunde gesagt, er wolle Politik aus seiner App heraushalten. Politik und harte Nachrichten brächten zusätzlichen Aufwand, Negativität und Risiken mit sich, die durch das Engagement und den Umsatz nicht ausgeglichen würden. Stattdessen wolle man auf Sport, Musik, Mode, Schönheit und Entertainment setzen.

Solche Sätze kennt man bisher vor allem von Tiktok, die damit immer wieder auch begründen, dass der aus China stammende Dienst völlig ungefährlich sei – er diene ja nur der Unterhaltung. Politische Themen würden dort nicht wegen ihrer Ausrichtung verbannt, lustige Tanzvideos stünden nur einfach im Vordergrund und werden besser ausgespielt. Wie glaubhaft solche Erklärungen sind, ist fraglich. Instagram ist sicher bisher auch kein Kandidat für politische Inhalte, es ist bekannt, dass auch Influencer, bei politischen Äußerungen weniger ausgespielt werden, als wenn sie gut gelaunt Haut zeigen.

Twitter ohne Politik ist wie Facebook ohne Nachrichten

Ohne Politik könnte Threads allerdings kaum eine Alternative für Twitter werden. Genau dieser Aspekt hat den Kurznachrichtendienst maßgeblich getragen – und von anderen sozialen Netzwerken unterschieden. Auf Mastodon, dem zuvor aussichtsreichstem Alternativ-Netzwerk sind bereits zahlreiche Behörden und Politiker vertreten, auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk betreibt eine Instanz.

Mosseri war vor seiner Zeit bei Instagram für den News-Bereich von Facebook zuständig. Es gab zahlreiche Versuche, Nachrichten auf der Plattform besonders hervorzuheben, dann wieder einzuschränken und ihnen schlussendlich einen eigenen Bereich zu widmen. Das wiederum hat auch mit der rechtlichen Situation zu tun. Es hat immer wieder Streit um die Nutzung von Nachrichteninhalten und deren Vergütung gegeben. Facebook hat sich in Deutschland etwa mit Verlagen geeinigt, ihre Inhalte kostenpflichtig zu teilen. In Australien hatte Facebook kurzfristig sogar alle Nachrichtenseiten blockiert, und das dortig geplante Mediengesetz als Grund angeführt. Inzwischen sind auch diese Streitigkeiten beseitigt. Aktueller Austragungsort ist Kanada – statt Verlage in Kanada für die Verbreitung von Nachrichtenartikeln zu bezahlen, will Meta die auf Facebook und Instagram in dem Land künftig einfach sperren.

Threads ist aktuell aus Datenschutzgründen nicht in der EU verfügbar. Auch dies kann als Druckmittel von Meta aufgefasst werden, Einfluss auf die hiesige Gesetzgebung nehmen zu wollen. Meta darf die Nutzerdaten der verschiedenen Plattformen nicht für personalisierte Werbung verknüpfen. Weil Threads an Instagramkonten gekoppelt ist, sei es laut Meta fraglich, ob man den Dienst so anbieten dürfe. Auch ohne EU sind inzwischen mehr als 70 Millionen Menschen bei Threads angemeldet.

„Das Ziel ist es nicht, Twitter zu ersetzen. Ziel ist es, einen öffentlichen Raum für Communitys auf Instagram zu schaffen, die Twitter nie angenommen haben, und für Communitys auf Twitter (und anderen Plattformen), die einen weniger aggressiven Platz für Gespräche suchen – aber nicht ganz Twitter“, sagt Mosseri, der in seiner aktuellen Instagram-Story davon schwärmt, seit langem mal wieder gut geschlafen zu haben.

Quelle: https://www.heise.de/news/Instagram-Chef-will-Politik-aus-Threads-raushalten-zu-anstrengend-9211121.html